1. |
Prolog der Bettler
05:15
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meine sehr verirrten damen und herren
in einer lage in der alles vergeblich geglaubt wird
und ökonomische zwänge zu maximen erhoben
in der wert ein messbarer begriff
und sinnvoll durch zweckmäßig ersetzbar
die moral die hure der kleinbürger
und schönheit ein produkt
bleibt der kunst nur das jammern
hungern müssen wir immer
nur sterben das dürfen wir nicht
jeder beklagt das gewimmer
und schlägt uns den jubel mit hohn ins gesicht
und weil wir nichts mehr zu sagen haben singen wir
und weil wir das leid nicht zu beklagen haben lachen wir
und weil wir nichts zu fressen haben spielen wir
und weil wir den verstand verloren
und weil wir blind geworden
und weil wir hoffnungslos und dumm
ziehen wir das hungertuch zum vorhang auf
anstatt noch dran zu nagen
und weil alles seinen namen braucht
was drohend schallt und beißend raucht
und um die menschen nicht zu schrecken
nennen wir das die metafiktion
das mittel der mittellosen
das selbstmitleid
der busen der musen gibt keine milch
um dieser erkenntnis ausdruck zu verleihen
singen wir nun
die ballade von der mittellosen kunst
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2. |
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kulturnationen die in baracken wohnen
all die armen leute
und kunsteliten die sich ihr essen mieten
oh wie karg ist heute
wohlstandsdichter stehen vorm vollstreckungsrichter
des wahnsinns fette beute
nur die konsumenten sie trinken mit regenten
auf die künstlermeute
doch
mitleid schafft mehr leid und leiden schafft
mit leid und ohne leid leidenschaft
gefährlich gefährlich gefährlich
wer nun durch leidenschaft leiden schafft
wird mitleidlos bloß dahingerafft
und stirbt in seiner hure schoß
die hure kunst ist mittellos
abgesänger schnallen ihre gürtel enger
all die armen leute
und faule spaßverleiher schaukeln sich die eier
oh wie karg ist heute
nur die kunstbanausen in galerien hausen
des wahnsinns fette beute
und ihre malersklaven dienen den guten braven
der rest ist künstlermeute
denn
mitleid schafft mehr leid und leiden schafft
mit leid und ohne leid leidenschaft
gefährlich gefährlich gefährlich
wer nun durch leidenschaft leiden schafft
wird mitleidlos bloß dahingerafft
und stirbt in seiner hure schoß
die hure kunst ist mittellos
kulturtouristen ein tristes leben fristen
all die armen leute
müssen bettler sehen die auf bühnen stehen
oh wie karg ist heute
dass randfiguren die über dörfer touren
des wahnsinns fette beute
für ihren brotlohn halten ich will die hände falten
für diese künstlermeute
aber ham ses denn besser verdient
nein ham se nicht denn sonst hätten se was
man muss sich entscheiden ob geld oder spaß
wo komm wa da hin heute dies morgen das
geld wird verdient und spaß wird gemacht
mit geld wird bezahlt und mit spaß wird gelacht
gelebt wird nur einmal damit hätte sich das
denn
spaß soll es machen ja spaß soll es machen
all das theater das findet nicht statt
wenn nicht um kräftig zu lachen
dieses gejammer ich habe es satt
stirb doch in deiner hure schoß
die hure kunst ist mittellos
sollen sie doch alle verrecken
an ihrer kunst lächerlich
und mir den arsch gründlich lecken
mit ihnen verrecke auch ich
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3. |
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unter alten gaslaternen
saß allein ein kleiner schein
schickte wünsche zu den sternen
wollte eine münze sein
neben einem scheiterhaufen
brannte wild ein junges herz
wollte brennen und zerlaufen
doch verglimmte nur sein schmerz
zwischen alten abfalltonnen
hat der schmerz ein lied entdeckt
und er hat zu schreien begonnen
denn er hat sich sehr erschreckt
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4. |
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ein dicker hässlicher mann
wollte zeigen was er kann
er war nicht nett er war zu klein
er war zu fett er war allein
er war ein dicker hässlicher mann
und wollte zeigen was er kann
er zog sich ganz schick an
rannte auf die straße und dann
kam ein lied von schmerz und graus
aus seinem fetten herzen raus
er zog nicht viele an
doch leute flüsterten dann und wann
sieh mal der hässliche mann
ich mein den der nicht singen kann
sie sagten hässlich und das kommt von hass
und hass macht allen leuten spaß
sie lachten ihn nicht an
nur aus lachten sie den mann
doch der lächerliche mann
machte weiter bis es begann
er drückte all sein leiden aus
die leute zitterten vor graus
einer schrie ich reiß dein herz dir raus
du fettes Schwein gleich ist es aus
und dann packten sie ihn
wie sie johlten und schrien
beim kratzen beißen haare ziehen
und sie fluchten und schrien
und sie schlugen und schrien
und sie schrien und sie schrien und sie schrien
bis es schien
er sei tot
und dann ließen sie ihn
und der dicke häßliche mann
blieb dort liegen bis er sich besann
und sang
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5. |
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was glaubst du eigentlich wer du bist
was
wer du bist
jetzt
wann sonst
also
ja
also
wer du bist
also ich
gut
aber
kein aber
aber
kein aber
aber ich
was
ich
ja
ich will das nicht ich will das nicht
was
das
was
ich weiß es nicht
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6. |
Sophie
04:13
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ich wär so gern eine sophie gewesen
dann wär mein leben gut gelaufen
die welt die hätte mich gemocht
wär ich eine sophie
es fing schon alles so eindeutig an
iq hundertdreißig und blond wie vom strand
sie war die erste was wir auch taten
und ich konnte meistens nur warten
sie hatte die freunde ich hatte den hund
sie hatte klamotten ich war auf den mund
gefallen und immer so seltsam
mainstream das konnte nur sie
sophie war da und ich hinter ihr
sophie war star und ich irgendwas
sophie war rar und ich hatte zeit
sophie sophie sophie
ich wär so gern eine sophie gewesen
dann wär ich glatt und schön
zwar normkonform und nullachtfünfzehn
doch wär eine sophie
nach der schule eins null abitur
ging sie studieren und was tat ich nur
sie war schon fertig ich dachte noch nach
übers system und die große idee
sie hatte job und mann gefunden
sie machte karriere und danach ein kind
war immer on time und gesellschaftlich fit
und ich mittags noch nicht mal angezogen
ich zog um den block sie hatte viel geld
ich random typen sie den rest der welt
ich war erfolglos gestrandet und pleite
sophie wertestabil und treu
ich wär so gern eine sophie gewesen
wär gesellschaftlich so anerkannt
zwar sinnentleert und automatisiert
doch wär eine sophie
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7. |
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wer aber fliehen will dem leben und seiner gewalt
die schlimmsten hoffnungen fesseln ihn bald
die verleugnung die blinde die allahnende kraft
die schutz uns verspricht und enttäuschung verschafft
das wissen der alte der grausame thor
spricht ohne erbarmen die wahrheit ins ohr
der hass ist der tröster sein feind der verlust
seine geisel der frieden sein geschenk ist der frust
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8. |
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was wenn im zweifel nur die angst noch
einen wagen schritt riskiert
was wenn in wahrheit nur die hoffnung
ihren glauben nicht verliert
wo bleibt denn da die liebe
und wo fängt lieben an
wo bleibt denn da die liebe
wo bleibt denn da die liebe
was wenn sie nie begann
was wenn sie nie begann
unter jeder brücke
die je ein streit zerschlug
und hinter jeder maske
die je ein mensch ertrug
hab ich sie gesucht
wo bleibt denn da die liebe
und wo fängt lieben an
wo bleibt denn da die liebe
wo bleibt denn da die liebe
wenn ich sie nicht finden kann
wenn ich sie nicht finden kann
weil sie mir mein herz bloß
zum schlagen hinterließ
und weil mich dieser schlag nun
in die verzweiflung stieß
hab ich sie verflucht
wo bleibt denn da die liebe
und wo fängt lieben an
wo bleibt denn da die liebe
wo bleibt denn da die liebe
wenn ich nicht lieben kann
wenn ich nicht lieben kann
was wenn in wahrheit doch die angst nur
alles mit zweifel überdeckt
was wenn in hoffnung und im glauben
die liebe sich versteckt
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9. |
Grund Genug
04:01
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das warten hat endlich einen anfang
zumindest der weg hat das ziel erreicht
der lärm findet langsam leisen anklang
der schwermut fällt das jammern wieder leicht
grund genug
der teppich bleibt erstmal auf wolke sieben
und auch der zwist hat sich neu vermählt
der dadaist hat die bedeutung abgetrieben
nur noch die frage auf die antwort fehlt
grund genug
der tropfen hat dem fass den boden ausgeschlagen
der heiße stein ist schon fast ins rollen gebracht
und der verlust will bald mal etwas neues wagen
der beste lacher ist noch nicht gelacht
grund genug
offenbar hat die freiheit sich verschleiert
der tag lebt nur noch in den plan hinein
doch wer im trübsal gar ausgelassen feiert
der kann im chaos zumindest ganz in ordnung sein
die zukunft ist auf dauer überwunden
die wahrheit setzt auf selbstbetrug
die suche hat immerhin sich selbst gefunden
der mangel ist sich selbst genug
grund genug
und hätt auch die weisheit den narren gefressen
und wäre der löffel mit dem sie ihn fraß
auch golden und hätt sie die flinte vergessen
und hätt ihr der schalk gegenüber gesessen
sie gäb ihm den löffel er schmiss ihn ins gras
so wäre zumindest der undank ihr lohn
der grund gäbe nach und der irrsinn wär klug
die vorsicht die mutter die scherbe der sohn
spott wär die sorge der schaden ihr hohn
die welt wäre wenig der rest
grund genug
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10. |
Die schönsten Ängste
00:56
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nur wer im flusse des zustandes wohnt
wird von den schönsten ängsten belohnt
die liebe lockt mit perfidem gefunkel
der zweifel gräbt unentwegt fragen ins dunkel
der glaube hüllt alles in wohlfeilen dunst
und ins grundlose stürzend greift der mensch nach der kunst
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11. |
Der Busen der Musen
03:48
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oh sing polyhymnia
das lied das ich essen kann
halte euterpe
mit worten mich warm
oh zeig mir urania
den stern den ich greifen kann
liebe erato
nimm mich in den arm
die musen
setzen den diffusen
in die köpfe flusen
und dimmen das licht
die musen
öffnen ihre blusen
sie zeigen ihren busen
milch gibt der nicht
tanz terpsichore
dass ich nicht mehr dürsten muss
nimm melpomene
die trauer zurück
oh lache thalia
dass ich nichts mehr fürchten muss
verrat mir kalliope
die formel zum glück
die musen
setzen den abstrusen
in die köpfe flusen
und dimmen das licht
die musen
öffnen ihre blusen
sie zeigen ihren busen
milch gibt der nicht
oh kilo sag muss ich erst sterben damit
dein ruhm mich empfängt und mir schenkt was ich litt
die musen
küssen die konfusen
sie öffnen ihre blusen
und dimmen das licht
die musen
wollen mit dir schmusen
sie drücken ihren busen
in dein gesicht
die zehnte muse zynisch spricht
süß schmeckt der busen milch gibt er nicht
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12. |
Der Apfel
01:40
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er beißt in den apfel und stellt ihn zurück auf das tablett
im folgenden geschieht einiges mehr
während er noch eine weile am mikrofon verweilt
sucht sie den passenden platz für das tablett
er lässt den blick durch die reihen schweifen
sie stellt das tablett ab
er dreht seinen Kopf ruckartig und ohne jede weitere bedeutung nach links
schwer und getragen greift sie nach ihrer viola
er streicht sich durchs haar um eine verzögerung des geschehens zu bewirken
ahnungsvoll legt sie eine hand an die stirn wohl wissend dass nun der letzte song des albums naht
er wartet
sie steht
er wartet
sie blickt
und erwartet
das lied
la chanson
the song
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13. |
The Song
06:15
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this song means nothing
nothing at all
ignore the lyrics
we just sing on call
this song means nothing
nothing to me
this is the song
s o n g
open your eyes i can see your eyes open
give me your hand i can feel yours in mine
it must be cloudy or nighttime
when the sun doesn’t shine
a meaningless melody a lullaby
some sort of a rhythm and some words that almost rhyme
this song means nothing
nothing so far
ignore the lyrics
it’s just blabla
this song means nothing
nothing to me
this is the song
s o n g
apply some perfume i can smell your perfume
just make a guess i guess you guess what i guess
i think if you lied you now must confess
if you committed a crime worthless or wrong
sing a song i can hear you sing the song
you keep on singing and i sing along
this bridge is really fabulous
the smashing chords are genius
it's got this swinging circus style
don’t worry folks it’ll last a while
the words are metafictional
the groove is just enjoyable
two singers in a singing rush
musicians in a music flush
an audience in senseless daze
the senses in a rhythmic haze
don’t mind the content
use your fantasy
stand hand in hand in meaninglessness ecstasy
this song means nothing
nothing at all
ignore the lyrics
we’re just cats on call
this song means nothing
nothing to me
this is the song
s o n g
this song means nothing
nothing at all
ignore the lyrics
summer winter spring and fall
this song means nothing
nothing to me
this is the song
s o n g
this song means nothing
it’s just a song
and we repeat the refrain
again and again
this song means nothing
but you can sing along
this is the end
that was the song
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The Metafiction Cabaret Berlin, Germany
They open up the funniest abyss and climb up the unsettlingest altitude-flights through their musical vortex in between show and art. Their catchy melodies will trap you into a sparkling netherworld, feed you with soft piano sounds, but also hit you with punchy drums and guitars. You’ll get lost in that spectacle of unsecure performance of concert. ... more
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